Die Debatten rund um die Restitution von Museumsobjekten, die aus einem kolonialen Unrechtkontext stammen, haben sich seit 2017 intensiviert und gewandelt.
Die Debatte wurde 2017 schließlich durch die berühmte Rede des französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron in Ouagadougou in Burkina Faso entfacht, in der er die Restitution afrikanischer Kulturgüter aus französischen Museen ankündigte. Auch der Bericht „Zurückgeben. Über die Restitution afrikanischer Kulturgüter“ des senegalesischen Denkers Felwine Sarr und der französischen Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy, der im Auftrag von Macron 2018 herauskam, wurde weltweit diskutiert.
Diese Kontroversen reichen jedoch Jahrzehnte zurück und begannen schon in den 1960-er Jahren, als die mittlerweile unabhängigen afrikanischen Staaten bereits um die Rückgabe ihrer von den europäischen Kolonialherrschern entwendeten Kulturgüter kämpften.
Vor diesem Hintergrund sucht das RJM nach neuen Formen der Zusammenarbeit mit Denker*innen, Kulturschaffenden und Institutionen aus Afrika und mit der afrikanischen Diaspora vor Ort. Das RJM entwickelt gemeinsam mit ihnen eine neue Ethik der internationalen, nationalen und lokalen Zusammenarbeit, in der Rückgabe und Übertragung von Eigentum der Benin Hofkunstwerke als Beginn eines Heilungsprozesses verstanden wird. In diesem Prozess soll koloniales Unrecht und seine dramatischen Auswirkungen in unserer heutigen postmigrantischen Gesellschaft aufgearbeitet werden, damit das Museum der Zukunft ein Ort für vielstimmige Erinnerungen, Narrative und Geschichten werden kann.
Die Stadt Köln setzt sich in enger Abstimmung mit der Bundesregierung für Rückgaben von geraubten Benin Hofkunstwerken an Nigeria ein.
Die Bundesregierung, die Bundesländer und die kommunalen Spitzenverbände haben 2019 Eckpunkte zum Umgang mit Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten verabschiedet. Sie haben sich darin bereiterklärt, Objekte, „deren Aneignung in rechtlich und/oder ethisch heute nicht mehr vertretbarer Weise erfolgte“, zurückzuführen. 2020 hat die Bundesregierung den Dialog mit Nigeria über die Eigentumsübertragung und Rückgabe von geraubten Benin Werken begonnen. Seit 2021 ist das RJM gemeinsam mit den vier deutschen Museen mit den größten Benin-Beständen (Stiftung Preußischer Kulturbesitz Berlin, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Museum am Rothenbaum Hamburg, Linden-Museum Stuttgart) in einen Prozess eingebunden, der von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und vom Auswärtigen Amt begleitet wird. Am 29. April 2021 erfolgte eine gemeinsame Erklärung, nach der die Bundesregierung in Abstimmung mit den anderen Beteiligten in Gespräche über Rückgaben sowie Museumskooperationen treten soll.
Eine daraus entwickelte Absichtserklärung des Auswärtigen Amtes und der National Commission for Nigerian Museums and Monuments vom 13. Oktober 2021 sieht die vollständige Eigentumsübertragung der Benin Hofkunstwerke an Nigeria im Laufe des Jahres 2022 vor. In enger Abstimmung mit der National Commission for Nigerian Museums and Monuments sollen physische Rückgaben von Teilen der Benin Werke aus deutschen Museen im Zeitraum von Ende 2022 bis 2025 an das vom weltberühmten Architekten David Adjaye entworfene und im Bau befindliche Edo Museum of West African Art in Benin City erfolgen. Weitere Teile könnten als Leihgabe von Nigeria weiterhin für eine bestimmte Zeit in den deutschen Museen gezeigt werden.
Der Rat der Stadt Köln hat in seiner Sitzung am 3. Februar 2022 beschlossen die Verwaltung zu beauftragen, die Rückgabe von Benin Hofkunstwerken an die Bundesrepublik Nigeria in Abstimmung mit dem Auswärtigen Amt und der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien vorzubereiten.