Die Geschichte des Königreichs Benin reicht weit über 1000 Jahre zurück. Vom 9. bis 11. Jahrhundert wurden seine Geschichten von professionellen Chronisten des Palastes in mündlichen Erzählungen und Liedern weitergegeben.
Neben den mündlichen Überlieferungen stellen die höfischen Benin Werke mit den in ihnen eingeschriebenen historischen Details ergiebige Quellen der jahrhundertelangen Geschichtsschreibung des Königreichs dar. Ihr genauer Inhalt wurde von Museen,
in denen sie sich heute befinden, kaum erschlossen. Geprägt von den Erinnerungen an die Obas (Könige) der verschiedenen Epochen bis ins 21. Jahrhundert zeichnen diese Traditionsquellen das Bild eines expandierenden, politisch und ökonomisch einflussreichen Reichs, das zu den ältesten und größten auf dem afrikanischen Kontinent zählt.
Der Überlieferung nach wurde das heutige Benin City im 13. Jahrhundert unter den Ogiso-Herrschern, der ersten königlichen Dynastie von Benin, gegründet. Ogiso bedeutet „König vom Himmel“, was die Zuschreibung des göttlichen Ursprungs der Dynastie zum Ausdruck bringt. Daraus resultiert die Theorie vom göttlichen Recht der Könige und verleiht ihnen bis heute absolute Macht.
Bereits in der Herrschaftszeit der Ogiso wurde das Gildensystems für die Produktion der königlichen -Insignien wie dem Zeremonialschwert, der Kappe, dem Hemd und der Kette aus roten Korallenperlen sowie Holz-, Elfenbein- und Metallplastiken begründet worden.
In der Erinnerungskultur der Edo erreichte das Königreich seine Blütezeit in der Mitte des 15. Jahrhunderts unter Oba Ewuares. Ihm war es trotz der sich intensivierenden europäischen Einflussnahme gelungen, das Reich territorial zu stabilisieren und es sogar zu vergrößern. Er gilt auch als großer Förderer der Kunstgilden, aus denen die heute weltweit verstreuten sogenannten Benin-Bronzen stammen. Der Oba war in der vorkolonialen Zeit der alleinige Auftraggeber dieser besonderen königlichen Schätze. Seine Macht ist in den jahrhundertealten Benin Werken bekundet und kommt u.a. in seinem Tierbild, dem Leoparden zum Ausdruck. Auch der Gedenkkopf einer Königinmutter, der Iyoba, der leiblichen Mutter des Oba, ist in der Ausstellung I MISS YOU zu sehen. Die Königinmütter hatten im Königreich Benin eine herausragende politische Position. Wie für die Könige wurde ihnen zu Ehren nach ihrem Tod Ahnenaltäre mit Gedenkköpfen errichtet.
In der Folgezeit entstanden zahlreiche Handelskontakte des Königreichs mit Portugal, Großbritannien, den Niederlanden, Frankreich und auch mit deutschen Handelshäusern. Die Europäer*innen tauschten Eisen-/Kupferbarren, Glasperlen und Baumwollstoffe gegen Pfeffer, Elfenbein und Sklav*innen. Ab dem 19. Jahrhundert kamen Palmöl und Kautschuk hinzu.
In den europäischen Reiseberichten der Kolonialzeit wurde das Königreich Benin zwar immer häufiger erwähnt, aber seine lange Geschichte, seine politischen und kulturellen Hintergründe bleiben unbekannt.
Im 19. Jahrhundert war Königreich für Großbritannien lediglich ein Teil des Hinterlandes des britischen „Niger Coast Protectorates“.
Die sich steigernde britische Präsenz an der Westküste Afrikas wurde zunehmend zu einer Bedrohung für die Edo. 1892, fünf Jahre vor dem Massaker von Benin, das britische Soldaten 1897 verübten, gelang es dem britischen Diplomaten Henry Gallwey, den Oba Ovonramwen N’Ogbaisi (1888-1897) unter fragwürdigen Bedingungen zu Unterzeichnung eines sogenannten Schutzvertrags zu bewegen. Dieser Vertrag entzog dem Oba seine Souveränität und unterstellte das Königreich der Britischen Kolonialmacht. Der Oba war damit nicht einverstanden war und leistete kontinuierlich Widerstand gegen die britische Kolonialmacht. In der Folge kam es zu gewaltvollen Auseinandersetzungen, die von den britischen Medien instrumentalisiert wurden, um die Vernichtung und Plünderung des Königreiches 1897 zu rechtfertigen.